Die Arbeit des Forums Ökologie wird in den Jahresberichten dokumentiert.
Jahresbericht 2023
Am 24. Januar 2023 veranstaltete das Forum eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Livestream zum Thema „Windkraft: Vier Perspektiven auf ein energiegeladenes Thema“, organisiert und eingeführt von Prof. Dr. Johannes Kollmann. Windkraftanlagen werden angesichts von Klimawandel und Energiekrise immer wichtiger. Welche Aspekte müssen bei der Wahl der Standorte berücksichtigt werden? Wie lässt sich Windkraft ökologisch verträglich vorantreiben? Welche Maßnahmen sind nötig, um die Biodiversität zu schützen? Und passen Windkraftanlagen und schöne Landschaften vielleicht doch irgendwie zusammen? Diese und weitere Fragen wurden von der Sozialpsychologin Prof. Dr. Gundula Hübner, von dem Landschaftsarchitekten Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann, von dem Zoologen und Evolutionsbiologen PD Dr. Christian Voigt und von Prof. Dr. Ulrich Wagner als Vertreter der Energiewirtschaft und Anwendungstechnik auf dem Podium und anschließend mit dem Publikum diskutiert. Das Video der Veranstaltung ist in der Mediathek der BAdW verfügbar.
Am 20. April 2023 fand das Rundgespräch „Moore: Ökosystemfunktionen, Biodiversität und Renaturierung“ statt, organisiert von Prof. Dr. Johannes Kollmann, Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner und Prof. Dr. Julia Pongratz.
Intakte Moore erfüllen wesentliche Ökosystemfunktionen. Sie dienen als Senke für Treibhausgase, puffern den Wasserhaushalt ganzer Landschaften, bieten Lebensraum für spezialisierte Arten und fungieren als Geoarchive. Die meisten mitteleuropäischen Moore wurden allerdings durch Entwässerung, Torfabbau sowie intensive Land- und Forstwirtschaft degradiert oder zerstört. Dies führt zu sinkenden Wasserspiegeln, steigenden Treibhausgasemissionen, Habitatfragmentierung und Biodiversitätsverlusten. Der Klimawandel beschleunigt diese negativen Entwicklungen, die nur durch angepasste Landnutzung und Renaturierung kompensiert oder zumindest vermindert werden können. Damit kann ein Beitrag geleistet werden zu den dringend erforderlichen ‚naturbasierten Lösungen‘ für die aktuellen Herausforderungen unserer Umwelt.
Neben eingeladenen Gästen aus Staatsverwaltung, Wissenschaft, Verbandswesen und Politik nahmen an dem Rundgespräch auch einige besonders engagierte Lehrkräfte und ihre Schüler teil, die erfolgreich an den Regionalwettbewerben von ‚Jugend forscht Bayern’ teilgenommen hatten. Über die Auslobung der Jugend-forscht-Sonderpreise möchte das Forum Ökologie dazu beitragen, dass aktuelle und spannende Forschungsergebnisse auf schnellem Weg in den Schulen weitervermittelt werden.
Der Berichtsband zu dem Rundgespräch ist in Vorbereitung (Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 50).
Am 10. Februar, 29. Juni und 26. Oktober 2023 fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 23. Oktober 2023 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Gefährdung und Schutz von Oberflächengewässern. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 49. Pfeil, München. 2023, 120 S.
Kollmann, J., Pongratz, J., Kögel-Knabner, I.: Ein einzigartiger Lebensraum. Akademie Aktuell Heft 2/2023: 42-47.
Jahresbericht 2022
Mit dem Rundgespräch „Gefährdung und Schutz von Oberflächengewässern” setzte das Forum Ökologie am 25. Mai seine Veranstaltungsreihe zu aktuellen ökologischen Fragestelllungen fort. Die Tagung, die wegen der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie seit April 2020 verschoben worden war, wurde von Prof. Dr. Jürgen Geist organisiert.
Der Schutz von Gewässern hat aufgrund der Vielzahl ihrer Funktionen für den Menschen besondere Bedeutung. Als Senken in der Landschaft sind Gewässer und die darin lebenden Organismen meist gleichzeitig vielfältigen Belastungen ausgesetzt. Das Verständnis dieser Belastungen und ihrer Auswirkungen ist für die Entwicklung nachhaltiger Schutzkonzepte entscheidend. Zustandsbewertungen der europäischen Oberflächengewässer und die Roten Listen gefährdeter Arten zeigen, dass nach wie vor dringender Handlungsbedarf besteht, um die Ziele eines guten ökologischen Zustands zu erreichen und den Schutz der aquatischen Biodiversität voranzubringen.
Vor dem Hintergrund aktueller politischer Zielsetzungen standen in dem Rundgespräch die mitteleuropäischen Oberflächengewässer und deren wichtigste Belastungen im Zentrum. Mikroschadstoffe und ihre Wirkungen wurden dabei ebenso thematisiert wie die Invasion gebietsfremder Arten und die Einflüsse des Klimawandels, der Landnutzung oder der fischereilichen Bewirtschaftung auf Gewässersysteme. Weitere Vorträge beschäftigten sich mit der Umsetzung von Restaurierungen und anderer Lösungsstrategien, einschließlich partizipatorischer Managementansätze.
Der Berichtsband zu dem Rundgespräch ist in Vorbereitung (Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 49).
Am 28. Januar, 30. Juni und 2. Dezember 2022 fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 1. Dezember 2022 statt.
Jahresbericht 2021
Das Forum Ökologie trauert um seine ehemaligen Mitglieder Prof. Dr.-Ing. Franz Mayinger († 24. Juni 2021) und Prof. Dr. Dietrich Herm († 16. November 2021). Herr Herm hatte als Gründungsmitglied über 30 Jahre, von 1986 bis 2019, in der Kommission für Ökologie bzw. im Forum Ökologie mitgewirkt und dort die Fächer Geologie und Paläontologie vertreten.
Prof. Dr. Susanne S. Renner schied 2021 aus dem Ausschuss des Forum Ökologie aus, den sie seit 2012 sehr erfolgreich geleitet hatte. Ende 2021 wurde sie in den Beirat und dort zu dessen Vorsitzenden gewählt. Weiterhin schieden Prof. Dr. Widmar Tanner und Prof. Dr. Wolfgang Haber aus dem Forum aus. Herr Haber war seit ihrer Gründung, 1986, Mitglied der Kommission für Ökologie und wurde am 19. November 2021 zum Ehrenmitglied des Forums Ökologie ernannt.
Zu neuen Mitgliedern wurden Ende 2021 die Professoren Johannes Kollmann (Renaturierungsökologie, Freising), Jörg Müller (Tierökologie, Würzburg), Kärin Nickelsen (Wissenschaftsgeschichte, München), Eva Annette Rehfuess (Public Health, München), Michael Schloter (Mikrobiologie, Neuherberg) und Angelika Vollmar (Pharmazeutische Biologie, München) gewählt.
Das aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschobene Rundgespräch „Gefährdung und Schutz von Oberflächengewässern“, organisiert von Prof. Dr. Jürgen Geist, musste erneut verschoben werden.
Am 22. April 2021 veranstaltete das Forum eine Livestream-Sendung zum Thema „Corona-Impfstoffe: Im Wettlauf gegen das Virus“, organisiert und eingeführt von Prof. Dr. med. Erika von Mutius. Dabei gab Prof. Dr. med.vet. Gerd Sutter, in dessen Labor ein Impfstoff gegen das MERS-Coronavirus entwickelt wurde, spannende Einblicke in die Forschung zu vektorbasierten Impfstoffen gegen Coronaviren. Der Veterinärmediziner und Virologe erklärte auch, wie die Entwicklung und Zulassung unterschiedlicher Impfstoffe gegen Covid-19 in nur einem Jahr gelingen konnte. Einen hochaktuellen Überblick über die Wirkprinzipien und die Wirksamkeit gemäß den klinischen Studien der im April 2021 in der EU bereits zugelassenen bzw. in den Zulassungsverfahren befindlichen Covid-19-Impfstoffe gab Prof. Dr. med. Ulrike Protzer. Die Virologin ging auch auf die Bedeutung der Covid-19-Mutationen und die damit verbundenen Herausforderungen im Immunschutz ein. Die Veranstaltung wurde von Jeanne Turczynski vom Bayerischen Rundfunk moderiert und die beiden Kurzvorträge unter Einbindung der Öffentlichkeit diskutiert.
Die Sendung ist als Video in der Mediathek der BAdW abrufbar. Sie bietet eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich über die Impfstoffe von BioNTech, Moderna, Astra Zeneca, Johnson & Johnson, aber z.B. auch den russischen Impfstoff „Sputnik“ zu informieren.
Am 15. Januar und am 11. Juni 2021 fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 3. November 2021 statt.
Jahresbericht 2020
Das Forum Ökologie trauert um sein ehemaliges Mitglied Prof. Dr. Gerhard Fischbeck, der am 8. November 2020 verstarb. Herr Fischbeck hatte in der Kommission für Ökologie bzw. im Forum Ökologie von 1993 bis 2015 die Fachgebiete Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung vertreten.
Prof. Dr. Andreas Bresinsky (Botanik und Mykologie) trat aus Altersgründen zum 31. Dezember 2020 aus dem Ausschuss des Forums Ökologie aus.
Prof. Dr. Jürgen Heinze (Evolutionsbiologie) wurde Ende 2020 zum neuen Mitglied gewählt.
Für den 28. April war das Rundgespräch „Gefährdung und Schutz von Oberflächengewässern” geplant, organisiert von Prof. Dr. Jürgen Geist. Es musste im März abgesagt werden, als im Rahmen der Covid-19-Pandemie der sog. Lockdown begann. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich knapp 80 Teilnehmer aus Staatsverwaltung, Wissenschaft, Politik und Verbandswesen angemeldet, die vom Forum Ökologie zu dem Expertengespräch eingeladen worden waren. Das Rundgespräch wird nachgeholt werden, sobald die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie dies zulassen.
Am 28. Februar und 17. Juli fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 6. November 2020 statt.
Jahresbericht 2019
Aus dem Forum schied 2019 sein langjähriges Mitglieder Prof. Dr. Dietrich Herm (Fachgebiet Geologie und Paläontologie) aus. Herr Herm hatte zu den Gründungsmitgliedern der Kommission für Ökologie im Jahr 1986 gehört.
Prof. Dr. Julia Pongratz (Physische Geografie, Klimaforschung) wurde Ende 2019 zum neuen Mitglied gewählt.
Am 26. April fand das Rundgespräch „Ökologie und Bioökonomie: Neue Konzepte zur umweltverträglichen Nutzung natürlicher Ressourcen” statt, organisiert von Prof. Dr. Ingrid Kögel-Knabner und Prof. Dr. Susanne Renner.
Bioökonomie umfasst alle Wirtschaftssektoren, deren Produktionsprozesse wesentlich auf der Nutzung biologischer Ressourcen, wie Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen, beruhen. Land- und Forstwirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie, aber auch Teile der Chemie-, Energie-, Pharmazie-, Kosmetik- und Textilindustrie gehören zur Bioökonomie. Mit dem Begriff verbunden sind Wirtschaftsweisen, die wissensbasiert, innovativ und nachhaltig sind, aber auch einer rasch verlaufenden technischen Entwicklung unterliegen.
Das Rundgespräch befasste sich mit dem Konfliktpotenzial zwischen Ökologie und Bioökonomie: Wie kann die die Kulturlandschaft multifunktional und nachhaltig genutzt werden, wenn die Umstellung zu einer biobasierten Wirtschaftsweise den Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen steigen lässt und damit ihrerseits zur Belastung der Umwelt beiträgt? Wie lassen sich die vielfältigen Ansprüche an die Fläche, vom Naturschutz über die Herstellung von Lebens- und Futtermittel bis zur intensiven Produktion von Pflanzen zur stofflichen und energetischen Nutzung, in Einklang bringen? Dabei wurden auch positive Entwicklungen in Bezug auf ökologische Probleme aufgezeigt. So können mehrjährige Anbausysteme von Biomassepflanzen die Bodenerosion vermindern, die Bodenfruchtbarkeit verbessern und die Biodiversität erhöhen und neue Technologien in der Pflanzenzüchtung zur Entwicklung ertragreicher, wassernutzungs- und nährstoffeffizienter Sorten beitragen. Darüber hinaus bieten bioökonomische Konzepte die Chance, neue Nachhaltigkeits- und Wertschöpfungsmodelle umzusetzen.
Weitere Vorträge beschäftigten sich mit Agrarumweltmaßnahmen als politisches Steuerungselement, mit innovativen Produkten und Nutzungskonzepten von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, mit einer umweltgerechten Bodennutzung, mit der teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung, die zur Vermeidung von Umweltbelastungen beiträgt, und mit nachhaltiger Angelfischerei. Allem voran standen eine grundlegende Einführung in das Thema „Ökologie und Bioökonomie” und ein abschließender Beitrag dazu, wie Deutschland als Industrie- und Wissensstandort durch Innovationen einen biologisch und volkswirtschaftlich wertvolleren Beitrag zur Bioökonomie leisten kann als durch eine reine Intensivierung der Biomasseproduktion.
Neben eingeladenen Gästen aus Staatsverwaltung, Wissenschaft, Verbandswesen und Politik nahmen erneut einige besonders engagierte Lehrkräfte teil, die ihre Schülerinnen und Schüler bei der Teilnahme an den Wettbewerben von ‚Jugend forscht Bayern’ tatkräftig unterstützen, sowie zwei Schüler, die erfolgreich an den Jungend-forscht-Regionalwettbewerben teilgenommen hatten. Auf diese Weise möchte das Forum Ökologie dazu beitragen, dass aktuelle und spannende Forschungsergebnisse auf schnellem Weg in den Schulen weitervermittelt werden.
Am 22. Februar und 18. Oktober fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 14. Oktober 2019 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die unbekannte Welt der Mikrobiome. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 47. Pfeil, München. 2019, 144 S.
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Ökologie und Bioökonomie. Neue Konzepte zur umweltverträglichen Nutzung natürlicher Ressourcen. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 48. Pfeil, München. 2019, 144 S.
Jahresbericht 2018
Das Forum Ökologie trauert um ihr ehemaliges Mitglied Prof. Dr. Horst Hagedorn, der am 11. Mai 2018 verstarb. Herr Hagedorn gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Kommission für Ökologie und hatte dort bis 2013 die Bereiche Geographie und Geomorphologie vertreten.
Prof. Dr. Chris-Carolin Schön (Pflanzenzüchtung) wurde Ende 2018 zum neuen Mitglied gewählt.
Am 10. April fand das Rundgespräch „Unbekannte Welt der Mikrobiome” statt, organisiert von Prof. Dr. Johann Bauer und Prof. Dr. Erika von Mutius. Die Tagung gab spannende Einblicke in mikrobielle Lebensgemeinschaften im Wasser, in Böden, in Pflanzen, in Tieren und im Menschen. Neben der immensen Diversität von Mikrobiomen standen ihre Bedeutung im jeweiligen Habitat bzw. Wirt und ihre Rolle bei wichtigen ökologischen oder medizinischen Fragen im Vordergrund.
Mikroorganismen sind tragende Säulen des Lebens auf der Erde. Im Laufe von Milliarden von Jahren sind sie in jede nur erreichbare Nische unseres Planeten eingedrungen und beeinflussten Ozeane und Atmosphäre, sodass mehrzelliges Leben möglich wurde. Erst in den letzten Jahrzehnten ist es mithilfe moderner Techniken gelungen, tiefer in diesen Mikrokosmos vorzudringen und die Diversität mikrobieller Gemeinschaften, bestehend vor allem aus Bakterien, Archaeen, Pilzen, weiteren Einzellern und Viren, in unterschiedlichen Habitaten zu analysieren. In gleichem Maß ist aber auch die Erkenntnis gewachsen, dass wir einer unüberschaubaren, noch weitestgehend unbekannten Welt gegenüberstehen. Ein besseres Verständnis könnte u. a. bei der Lösung wichtiger Umwelt- und Gesundheitsprobleme helfen. Die Freisetzung von CO2 durch Meeresmikroben, die sich von Algen ernähren, oder von anderen klimawirksamen Gasen aus dem Pansen von Wiederkäuern wurde in dem Symposium ebenso angesprochen wie die Bedeutung des Mikrobioms beim Abbau von Schadstoffen in Grundwasserleitern und im Boden. Weitere Themen waren das Mikrobiom, das die Pflanzengesundheit stärkt, das künstliche Minimal-Mikrobiom, das vor Infektionen schützen soll, und die Rolle des Umweltmikrobioms bei der Entstehung von Asthma und Allergien.
Zu dem Symposium wurden erstmals einige besonders engagierte Lehrkräfte eingeladen, die ihre Schülerinnen und Schüler bei der Teilnahme an den Wettbewerben von ‚Jugend forscht Bayern’ im Bereich Biologie tatkräftig unterstützen, sowie zwei Schüler, die erfolgreich am Landeswettbewerb Bayern teilgenommen hatten. Über die Auslobung dieser Jugend-forscht-Sonderpreise möchte das Forum Ökologie dazu beitragen, dass aktuelle und spannende Forschungsergebnisse auf schnellem Weg in die Schulen kommen und dort weitervermittelt werden.
Der Berichtsband zu dem Rundgespräch ist in Vorbereitung (Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 47: Die unbekannte Welt der Mikrobiome).
Am 12. Januar, 13. Juli und 16. November fanden Ausschusssitzungen statt.
Am 26. April besuchte der Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Herr Prof. Dr. Thomas O. Höllmann, die Arbeitsstelle des Forums Ökologie.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 26. Oktober 2018 statt.
Veröffentlichungen:
Renner, Susanne S.: Unbekannte Welt der Mikrobiome. Akademie Aktuell 3.2018, 72-75.
Jahresbericht 2017
Das Forum Ökologie trauert um seine langjährigen ehemaligen Mitglieder Prof. Dr. Franz Huber († 27. April 2017), Prof. Dr. Otto L. Lange († 14. August 2017) und Prof. Dr. Otto Kandler († 29. August 2017). Herr Huber hatte der Kommission für Ökologie von 1990 bis 2003 angehört und dort den Bereich Zoologie vertreten. Der Botaniker Herr Lange gehörte 1986 zu den Gründungsmitgliedern der Kommission und war bis 2009 ihr Mitglied. Herr Kandler hatte als Gründungsmitglied bis 2005 die Fächer Mikrobiologie und Botanik in der Kommission vertreten.
Prof. Dr. Karl O. Stetter (Mikrobiologie), Vorsitzender der Kommission für Ökologie von 2009 bis 2014, trat aus dem Ausschuss des Forums Ökologie aus.
Am 4. April fand das Rundgespräch „Tierwelt im Wandel: Wanderung, Zuwanderung, Rückgang” statt, organisiert von Prof. Dr. Susanne S. Renner. Anhand repräsentativer Vogel-, Säugetier- und Insektengruppen wurden Areal- und Häufigkeitsänderungen während der letzten 60 Jahre dargestellt.
Seit einigen Jahren ziehen tausende Kraniche auf neuer Route das nördliche Alpenvorland entlang und über das Oberrheintal nach Süden. Zunehmend überwintern Weißstörche im Brutgebiet, der Bienenfresser dringt weiter nach Norden vor. Bei den Säugetieren breiten sich Arten wie Waschbär, Marderhund und Nutria aus, während andere wie der Feldhamster stark rückläufig sind. Bei manchen Arten sind die Abnahmen dramatisch. Derart schnelle Areal- und Verhaltensveränderungen können, über herkömmliche Tierbeobachtungen hinaus, mit Hilfe mikroelektronischer Sensoren, aber auch genetischer Methoden erforscht und z.T. direkt verfolgt werden. Bei den kleinen Tieren, insbesondere bei den Insekten, sind die Kenntnisse über die Areale und Populationsdichten jedoch noch sehr gering, obwohl diese am Anfang der Nahrungskette vieler unserer Vögel und anderer Wirbeltiere stehen. Hier fehlen regelmäßiges standardisiertes Sammeln, Monitoring und genetisches Barcoding.
Die Ursachen für die Areal- und Häufigkeitsänderungen sind meist noch unzureichend verstanden, jedoch ist klar, dass sowohl der Einfluss des Menschen, z.B. über Änderungen in der Landnutzung oder durch Nachstellung, als auch ökologische und klimatische Faktoren eine Rolle spielen. Ein Vortrag über den Klimawandel und seine Auswirkungen rundete daher die Veranstaltung ab.
Die überarbeiteten Vorträge und Diskussionsbeiträge, ergänzt mit einer Zusammenfassung, einem Verzeichnis der im Buch genannten Tier(gruppen) und einem Schlagwortverzeichnis, wurden in der Reihe „Rundgespräche Forum Ökologie” veröffentlicht. Zeitgleich wurden die einzelnen Beiträge des Buches zum kostenlosen Download auf dem Publikationsserver der BAdW eingestellt.
Beim Tag der offenen Tür an der BAdW am 20. Mai war das Forum Ökologie mit einem Poster und einem Bücherstand vertreten.
Am 20. September erfolgte die Freischaltung des neuen Internetauftritts (www. oekologie.badw.de).
Am 3. Februar und am 22. Juni 2017 fanden Ausschusssitzungen statt.
Die Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 20. Oktober 2017 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Tierwelt im Wandel: Wanderung, Zuwanderung, Rückgang. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 46. Pfeil, München. 2017, 144 S.
Deigele, C.: Tierwelt im Wandel. Akademie Aktuell 04/2017, 20-25.
Jahresbericht 2016
Die Kommission trauert um ihr ehemaliges Mitglied Prof. Dr. Udo Schwertmann, der am 20. Januar 2016 verstarb. Herr Schwertmann hatte in der Kommission seit ihrer Gründung, 1986, bis 2002 das Fach Bodenkunde vertreten.
Im Jahr 2016 fand die Umbildung der Kommission für Ökologie zum Forum Ökologie ihren Abschluss. Mit Ausnahme von Prof. Dr. Gerhard Fischbeck, Prof. Dr. Dieter Frey, Prof. Dr. Franz Mayinger und Prof. Dr. Karl-Eugen Rehfuess, die aus eigenem Wunsch aus der Kommission ausgeschieden sind, wurden die bisherigen Kommissionsmitglieder von den Mitgliedern der Sektion IV der BAdW am 11. November 2016 in den neu eingerichteten Projektausschuss gewählt. Prof. Dr. Susanne Renner wurde als Vorsitzende und Prof. Dr. Erwin Grill als ihr Stellvertreter ernannt. Das Forum Ökologie dankt an dieser Stelle nochmals den vier ausgeschiedenen Mitgliedern für ihre engagierte und langjährige Mitwirkung in der Kommission. Herr Rehfuess hatte der Kommission seit ihrer Gründung im Jahr 1986 angehört und bei neun ihrer Veranstaltungen als Organisator mitgewirkt; Herr Mayinger war Mitglied seit 1991, Herr Fischbeck seit 1993 und Herr Frey seit 1998.
Dem ebenfalls neu gegründeten Projektbeirat gehören Prof. Dr. Johann Bauer (TU München; stellv. Vorsitzender), Prof. Dr. Bernd Herrmann (Univ. Göttingen), Prof. Dr. Karl-Heinz Hoffmann (TU München und BAdW; Vorsitzender) und Prof. Dr. Volker Mosbrugger (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt) an.
Mit dem Rundgespräch „Die Sprache der Moleküle. Chemische Kommunikation in der Natur” setzte das Forum Ökologie am 6. April seine Veranstaltungsreihe zu aktuellen ökologischen Fragestelllungen fort. Die Tagung wurde von Prof. Dr. Markus Riederer, Lehrstuhl für Botanik II der Universität Würzburg, konzipiert. Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Chemischen Ökologie stellten die „chemische Sprache” vor, mit der Pflanzen, Tiere, Pilze und Bakterien Informationen nicht nur unter-, sondern auch zwischeneinander austauschen. Mit dem Rundgespräch wurde eine besonders schnell fortschreitende Teildisziplin der Ökologie behandelt, die in den letzten Jahren höchst überraschende und bahnbrechende Ergebnisse geliefert hat.
Die Chemische Ökologie entstand vor etwa drei Jahrzehnten als eigenständige interdisziplinäre Forschungsrichtung. Sie studiert die Funktion von Molekülen biologischen Ursprungs, welche die Wechselwirkungen zwischen Organismen kontrollieren. Diese „chemischen Sprachen” sind die älteste Form der Kommunikation in der Natur. Anhand von repräsentativen Systemen biologischer Interaktionen zeigte das Rundgespräch die Entstehung, die Mechanismen und die daraus resultierenden Wirkungen der „chemischen Sprachen” auf das Verhalten und die Ökologie ausgewählter Organismen. Die Vorträge behandelten dabei eine breite Palette an Themen, sowohl hinsichtlich der Vielfalt der Lebewesen – über Höhere Pflanzen, Grünalgen, Insekten, Schwämme, Pilze und Bakterien wurde berichtet –, als auch der Vielfalt der Interaktionen, die durch chemische Stoffe vermittelt werden, vom symbiontischen Zusammenleben bis zur komplexen Abwehr von Fraßfeinden. Darüber hinaus wurden wichtige Methoden vorgestellt, die heute in der Chemischen Ökologie eine Rolle spielen.
Die überarbeiteten Vorträge und die Inhalte der Diskussion, ergänzt mit einem Verzeichnis der im Buch genannten Organismen(gruppen) sowie einem Schlagwortverzeichnis, wurden publiziert. Zeitgleich wurden die einzelnen Beiträge des Buches zum kostenlosen Download auf den Verlagsseiten sowie auf dem Publikationsserver der BAdW eingestellt.
Am 19. Februar und am 21. Oktober 2016 fanden Kommissionssitzungen statt.
Die konstituierende Sitzung des wissenschaftlichen Beirats fand am 24. Mai 2016 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Eine kritische Bestandsaufnahme. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 44. Pfeil, München. 2016, 160 S.
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Sprache der Moleküle. Chemische Kommunikation in der Natur. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 45. Pfeil, München. 2016, 144 S.
Deigele C.: Die Sprache der Moleküle. Akademie Aktuell 04/2016, 18-22.
Jahresbericht 2015
Die Kommission trauert um Prof. Dr. Heinrich Nöth, der am 26. Juni 2015 verstorben ist. Herr Nöth war 1986 an der Gründung der Kommission beteiligt und hat ihr seitdem als Mitglied angehört.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Rundgespräche der Kommission für Ökologie” fand am 12. Mai das Rundgespräch „Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Eine kritische Bestandsaufnahme” statt. Die Tagung wurde von dem Kommissionsmitglied Prof. Dr. Wolfgang W. Weisser organisiert (Terrestrische Ökologie, TU München, Freising).
In den letzten 50 Jahren sind der Naturschutz und insbesondere der Artenschutz zunehmend in der Gesetzgebung verankert worden. Trotz aller Anstrengungen nimmt jedoch die Zahl der Rote-Liste-Arten weiter zu. Daher stellt sich die Frage nach den Gründen für gescheiterte oder uneffektive Maßnahmen und nach Schwachstellen in der Gesetzgebung oder in der Praxis. Auch die Rolle des Naturschutzes, wenn eine Art wieder häufiger wird, ist im Vergleich zu anderen Faktoren wie Klimaänderungen oder Herausnahme der Art aus der Bejagung vielfach nicht geklärt.
In dem Rundgespräch stand die Rolle der Wissenschaft für den Naturschutz im Zentrum. Was kann die Wissenschaft zur Klärung dieser Fragen beitragen? Können Arten- und Naturschutzmaßnahmen wissenschaftlich besser als bisher begleitet werden? Und wie lässt sich der Informationsaustausch zwischen Wissenschaft und Naturschutzpraxis verbessern?
Ausgehend von einer Analyse der Entwicklung der Gefährdungssituation in verschiedenen Artengruppen diskutierten bei der Fachtagung Expertinnen und Experten mit den eingeladenen Gästen über die aktuelle Rolle der Wissenschaft im Naturschutz. Eine Betrachtung der historischen Entwicklung des Naturschutzes in Deutschland und ein Beitrag zu wissenschaftsbasierten Entscheidungen im Naturschutz in Australien sollten helfen, auch in Deutschland den Dialog zwischen Naturschutz und Wissenschaft neu zu beleben.
Die Publikation der überarbeiteten Vorträge und Diskussionen, ergänzt mit einer Zusammenfassung sowie einem Register der im Buch genannten Organismen und einem Schlagwortverzeichnis, ist als Band 44 der „Rundgespräch-Reihe” in Vorbereitung. Um die Ergebnisse der Tagung über das gedruckte Buch hinaus noch weiter zu verbreiten, werden die einzelnen Vorträge zeitgleich mit Erscheinen des Bandes im Internet auf den Verlagsseiten (www.pfeil-verlag.de) eingestellt werden.
Mit diesem Band schließt sich in doppelter Weise ein Kreis. Zum einen kam die Anregung für das Rundgespräch von Herrn MD i.R. Prof. Dr. Werner Buchner, der 1985, also vor 30 Jahren, als Amtschef im damaligen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen die Initiative für die Gründung dieser Kommission gegeben hat und sich in den Folgejahren erfolgreich für ihre feste Einrichtung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eingesetzt hat. Zum anderen greift der Band an vielen Stellen das erste in der Reihe „Rundgespräch der Kommission für Ökologie” publizierte Thema auf: „Welche Natur wollen wir schützen?” – so der Titel von Band 1 im Jahr 1990.
Gleichzeitig ist der Band ein Neubeginn, erscheint er doch mit einem intensiv überarbeiteten Layout und unter dem neuen Reihentitel „Rundgespräche Forum Ökologie”. Anlass für diesen Schritt war die Strukturreform der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Oktober 2015, die unter anderem zu einer Umbildung der bisherigen Kommissionen in einzelne Forschungsprojekte und Gesprächsforen geführt hat, ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.
Das Ziel der Reihe ist jedoch unverändert geblieben: ökologische Fragestellungen und Probleme einer interessierten Leserschaft, Fachleute wie Laien, näherzubringen und dabei den aktuellen Forschungsstand aufzuzeigen.
Von Mai bis Juli fand an der BAdW die Vortragsreihe „Kein Leben, kein Lebens-Mittel ohne Chemie” statt, die maßgeblich von der Kommission für Ökologie unter Federführung von Prof. Dr. Widmar Tanner (Univ. Regensburg) mitgestaltet worden ist.
Am 13. Oktober fand die Diskussionsveranstaltung „Gesunde Stadt: Erwartungen und Konflikte” an der BAdW statt, an der die Kommissionsmitglieder Prof. Dr. Dieter Frey, Prof. Dr. Wolfgang Haber und Prof. Dr. Erika von Mutius beteiligt waren.
Am 6. Februar, 10. Juli und 13. November 2015 fanden Kommissionssitzungen statt.
Veröffentlichungen:
Deigele, C.: Wie viel Wissenschaft braucht der Naturschutz? Akademie Aktuell 04/2015: 59-63.
Jahresbericht 2014
Am 11. Juli 2014 wurde Prof. Dr. Susanne Renner zur neuen Vorsitzenden der Kommission gewählt. Sie löst Prof. Dr. Karl Stetter ab, der die Kommission seit 2009 sehr erfolgreich und mit großem Engagement geleitet hatte.
Die Kommission für Ökologie setzte am 11. März mit dem Rundgespräch „Soziale Insekten in einer sich wandelnden Welt” ihre Veranstaltungsreihe zu aktuellen ökologischen Fragen fort. Die Tagung wurde von dem Zoologen und Evolutionsbiologen Prof. Dr. Jürgen Heinze und dem Botaniker Prof. Dr. Andreas Bresinsky (beide Universität Regensburg) organisiert.
Zu den in Staaten lebenden Insekten gehören vor allem Ameisen und Termiten sowie soziale Bienen- und Wespenarten. Sie spielen in nahezu jedem terrestrischen Ökosystem eine zentrale Rolle, sei es als Bestäuber von Blütenpflanzen, als Räuber kleiner Arthropoden oder indirekt als Pflanzen„fresser”, zum Beispiel durch die Haltung von Blattläusen oder die Symbiose mit Pilzen. Ihr enormer evolutionärer Erfolg beruht auf ihrer Staatenbildung: Soziale Insekten leben in Gruppen, die sich durch eine gut funktionierende Arbeitsteilung zwischen reproduktiven und nicht reproduktiven Individuen auszeichnen. Durch Kommunikation und Selbstorganisation schaffen es soziale Insekten trotz ihrer Kleinheit, riesige, komplexe Nester, Straßen oder Brücken zu bauen oder ergiebige Ressourcen effektiv zu nutzen. Dadurch beeinflussen sie seit weit über 100 Millionen Jahren viele Naturkreisläufe wesentlich.
Seit einigen Jahren häufen sich alarmierende Nachrichten: Die Bienen sind bedroht und damit die Bestäubung nicht nur der Wildpflanzen, sondern auch unserer Kulturpflanzen. Ganze Honigbienenvölker sterben aus noch schlecht verstandenen Gründen aus. Im Mittelmeerraum breiten sich aus anderen Teilen der Welt eingeschleppte Ameisenarten mit großer Geschwindigkeit aus und verdrängen einheimische Arten. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig, unter anderem spielen Klimaveränderung, die Intensivierung der Landnutzung und die fortschreitende Globalisierung von Flora und Fauna eine Rolle.
Die Fachtagung der Kommission für Ökologie gab einen faszinierenden Einblick in die Welt sozialer Insekten – von der chemischen Kommunikation über Lernen und Gedächtnisbildung bis hin zur Pilzzucht bei Blattschneiderameisen – und erläuterte beispielhaft die Ursachen und Konsequenzen der derzeitigen Veränderungen des Lebensraumes sozialer Insekten. Die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen, ergänzt mit einem Register der im Buch genannten Organismen und einem Schlagwortverzeichnis, wurden als Band 43 in der Reihe „Rundgespräche der Kommission für Ökologie” publiziert. Um die Ergebnisse der Tagung über das gedruckte Buch hinaus noch weiter zu verbreiten, wurden erstmals die einzelnen Vorträge zeitgleich mit Erscheinen des Bandes im Internet eingestellt.
Am 11. März, 11. Juli und 24. Oktober 2014 fanden Kommissionssitzungen statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Soziale Insekten in einer sich wandelnden Welt. Rundgespräche Forum Ökologie, Band 43. Pfeil, München. 2014, 144 S.
Deigele, C.: Von Kuckuckshummeln und Sklavenhalterameisen – faszinierende Einblicke in Insektenstaaten. Akademie Aktuell 04/2014: 72-77.
Jahresbericht 2013
Im Juli 2013 trat Prof. Dr. Horst Hagedorn aus der Kommission aus. Herr Hagedorn war 1986 Gründungsmitglied der Kommission und seitdem an mehreren Rundgesprächen als Organisator beteiligt gewesen. Für sein langjähriges großes Engagement ist ihm die Kommission zu Dank verpflichtet.
Mit dem Rundgespräch „Schutz und Nutzung von Tropenwäldern” setzte die Kommission am 9. April ihre Veranstaltungsreihe zu aktuellen ökologischen Fragestelllungen fort. Die Tagung wurde von Prof. Dr. Reinhard Mosandl, Lehrstuhl für Waldbau der TU München, konzipiert.
Nach wie vor gehen laut FAO-Statistik jährlich 15 Millionen Hektar Tropenwald verloren, mehr als die gesamte Waldfläche der Bundesrepublik Deutschland. Eine Hauptursache für die Vernichtung des Tropenwaldes ist seine Inanspruchnahme für landwirtschaftliche Zwecke, sei es im Zuge des kleinbäuerlichen Wanderfeldbaus und der Weidewirtschaft oder in großem Maßstab durch die Anlage von Plantagen zur stofflichen oder energetischen Nutzung. Die Folgen sind gravierend: Die landwirtschaftliche Nutzung gefährdet die Humusvorräte, von denen die Bodenfruchtbarkeit maßgeblich abhängt, und mit der Entwaldung geht ein unwiederbringlicher Verlust an Biodiversität einher. Die Auswirkungen auf den Kohlenstoffhaushalt der Erde sind enorm. Die klassischen Instrumente des Naturschutzes wie die Ausweisung von Schutzgebieten oder die Ausarbeitung internationaler Konventionen reichen offenbar für einen wirkungsvollen Schutz von Tropenwäldern nicht aus. Es sind neue Konzepte nötig, die die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung, die von der Nutzung der Wälder lebt, einbeziehen.
Der erste Teil des Rundgesprächs gab einen allgemeinen Überblick über die Flächenentwicklung und Erscheinungsformen von tropischen Wäldern sowie die Gründe für ihre hohe Artenvielfalt. Am Beispiel des großflächigen Kautschukanbaus auf gerodeten Tropenwaldflächen in Asien wurde das ganze Ausmaß der Tropenwaldzerstörung deutlich. Allerdings gibt es weltweit auch einige erfolgreiche Modelle zum Schutz von Tropenwäldern, aus denen sich Anforderungen an künftige Schutzkonzepte ableiten lassen. Gravierende Probleme treten nach wie vor bei der Feststellung der exakten Waldfläche (und deren Veränderung) im Rahmen von internationalen Waldinventuren auf sowie bei der Umsetzung einer naturverträglichen landwirtschaftlichen Nutzung im Bereich der Tropen, die ohne weitere Waldinanspruchnahme auskommt.
Im zweiten Teil wurde als Fallbeispiel der tropische Bergregenwald in Südecuador vorgestellt, wo deutsche Wissenschaftler im Rahmen einer von der DFG geförderten Forschergruppe seit über 15 Jahren ökologische Prozesse untersuchen. Behandelt wurden u.a. der Wandel der Landnutzung und dessen Auswirkungen auf die Nachtfalterfauna und auf Epiphyten, die Nutzung des Waldes durch indigene Gruppen sowie die Möglichkeiten einer nachhaltigen forstlichen Bewirtschaftung des Naturwaldes und der Aufforstung aufgelassener Weideflächen mit autochthonen Baumarten. Vorgestellt wurde außerdem ein ökonomisches Modell, mit dem berechnet werden kann, welche Auswirkungen Kompensationszahlungen auf das Nicht-Abholzen des Waldes und welche Wirkung Finanzhilfen auf die Rekultivierung aufgelassener Weideflächen haben und welche Folgen dies für die CO2-Emissionen und die Nahrungsmittelproduktion in Ecuador hat.
Die überarbeiteten Vorträge und die Inhalte der Diskussion, ergänzt mit einem Schlagwortverzeichnis, wurden publiziert.
Am 3. Mai und am 25. Oktober 2013 fanden Kommissionssitzungen statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Schutz und Nutzung von Tropenwäldern. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 42 Pfeil, München. 2013, 160 S.
Deigele, C.: Schutz und Nutzung von Tropenwäldern. Akademie Aktuell 04/2013: 20-23.
Jahresbericht 2012
Am 22. Juli 2012 verstarb Prof. Dr. Josef Fittkau, der 25 Jahre lang der Kommission angehört und in ihr mit großem Engagement mitgearbeitet hatte. Seine weit über seine eigenen Fachgebiete Limnologie und Zoologie hinausgehenden ökologischen Kenntnisse und seine humorvolle und ausgleichende Art werden der Kommission fehlen.
Zu neuen Mitgliedern der Kommission wurden 2012 Prof. Dr. Jürgen Geist (Aquatische Systembiologie, Freising), Prof. Dr. Erwin Grill (Molekulare Pflanzenbiologie, Freising), Prof. Dr. Susanne Renner (Systematische Botanik, München) und Prof. Dr. Wolfgang Weisser (Terrestrische Ökologie, Freising) gewählt.
Mit dem Rundgespräch „Die Zukunft der Energieversorgung: Atomausstieg, Versorgungssicherheit und Klimawandel” setzte die Kommission am 24. und 25. Januar ihre Veranstaltungsreihe zu aktuellen ökologischen Fragestellungen fort. Die Tagung wurde gemeinsam mit dem ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. von Prof. Dr. Franz Mayinger und Prof. Dr. Hans-Werner Sinn konzipiert und organisiert. Aufgrund des großen zu erwartenden Interesses wurde das Rundgespräch für die breite Öffentlichkeit geöffnet und fand entsprechend im Plenarsaal der BAdW statt. Unmittelbar vor der Tagung fand ein Mediengespräch im PresseClub München mit vier der Vortragenden (Professoren Ottmar Edenhofer, Hans-Werner Sinn, Fritz Vahrenholt, Carl Christian von Weizsäcker) statt.
Die Versorgung mit Energie ist die Basis unseres Wohlstands. Eine uneingeschränkte Nutzung fossiler Energieträger, ob zur Strom- und Wärmeerzeugung oder für die Mobilität, ist jedoch mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden. Es gilt daher, in Zukunft die Balance zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz zu wahren – bei hoher Zuverlässigkeit der Energieversorgung und ohne unverhältnismäßigen Anstieg der Energiepreise.
In dem Rundgespräch wurden ökonomische und ökologische Aspekte verschiedener Energieträger und Energieversorgungsstrategien behandelt, von Anlagen zur Nutzung von Wasser-, Wind-, Sonnenkraft und Geothermie bis zur energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und zur Reichweite fossiler Energieträger wie Stein- und Braunkohle. Im Mittelpunkt stand dabei stets auch die Frage nach der Versorgungssicherheit im Stromsektor, d.h. der zeitlich und örtlich bedarfsgerechten Verfügbarkeit von Strom, die es auch nach dem Ausstieg aus der Kernenergienutzung weiter zu gewährleisten gilt. Weitere Vorträge befassten sich mit neuen Entwicklungen im Gebäude- und im Mobilitätsbereich zur Steigerung der Energieeffizienz und mit den gesellschaftspolitischen Dimensionen der „Energiewende”. Das Energiekonzept der Bundesregierung wurde im Rahmen des energiepolitischen Zieldreiecks (Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit) und im Hinblick auf die Wirkung von Fern- und Nahzielen diskutiert. Weitere wichtige Themen waren die Vorleistungen Deutschlands und der EU innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft in Bezug auf den globalen Klimaschutz sowie verschiedene Möglichkeiten, diesen im Rahmen internationaler Verhandlungen voranzubringen. Kontrovers wurde auch über die angestrebte Begrenzung der globalen Erwärmung („Zwei-Grad-Ziel”) vor dem Hintergrund der bestehenden Unsicherheiten in Klimamodellen diskutiert.
Die überarbeiteten Vorträge und die Inhalte der Podiumsdiskussion wurden, ergänzt mit einer Zusammenfassung, einer Zusammenstellung der zentralen Ergebnisse des Rundgesprächs aus Sicht der Kommission und einem Schlagwortverzeichnis, publiziert.
Am 10. Mai wurde die Kommission im Rahmen der Evaluierung der BAdW von ihrem Vorsitzenden, Prof. Dr. Karl O. Stetter, und der wiss. Mitarbeiterin, Dr. Claudia Deigele, der Evaluierungskommission vorgestellt.
Kommissionssitzungen fanden am 17. Februar, 13. Juli und 09. November 2012 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Pflanzenzucht und Gentechnik in einer Welt mit Hungernot und knappen Ressourcen. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 40. Pfeil, München. 2012, 160 S.
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Die Zukunft der Energieversorgung: Atomausstieg, Versorgungssicherheit und Klimawandel. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 41. Pfeil, München. 2012, 219 S.
Deigele, C.: Unsere künftige Energieversorgung. Akademie Aktuell 04/2012: 28-29.
Jahresbericht 2011
Die Kommission trauert um ihre ehemaligen Mitglieder Prof. Dr. Arnulf Schlüter, verstorben am 24. Juni 2011, Prof. Dr. Klaus Betke, verstorben am 26. Juni 2011, und Prof. Dr. Meinhart Zenk, verstorben am 5. Juli 2011, die der Kommission viele Jahre angehört hatten.
Herr Betke hatte 1986 zu den Gründungsmitgliedern der Kommission für Ökologie gehört.
Mit dem Symposium „Pflanzenzucht und Gentechnik in einer Welt mit Hungersnot und knappen Ressourcen” setzte die Kommission am 4. Juli ihre Reihe „Rundgespräche der Kommission für Ökologie” fort.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschafts-Organisation der Vereinten Nationen (FAO) leiden weltweit fast eine Milliarde Menschen an Hunger. Bei dem Rundgespräch gingen zwölf Referentinnen und Referenten der Frage nach, welchen Beitrag Pflanzenzucht und Gentechnik leisten können, um diese Zahl trotz der weiter ansteigenden Weltbevölkerung wesentlich zu verringern.
Seit Beginn der Sesshaftwerdung vor etwa 10.000 Jahren ersetzt der Mensch im Ackerbau auf den Anbauflächen gezielt die natürliche Vegetation durch einige wenige Pflanzen, die seitdem intensiv kultiviert werden. Auch heute noch stellen wenige Gräser (v.a. Weizen, Reis, Mais, Hirse, Gerste) die Hauptnahrungsquellen dar. Nachdem die für die Landwirtschaft zur Verfügung stehenden geeigneten Flächen jedoch begrenzt sind, muss zur Ernährung einer wachsenden Bevölkerung die landwirtschaftliche Produktion weiter intensiviert werden und zwar möglichst nachhaltig, also wassersparend, klimaschonend und unter Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Dass Hunger aber nicht nur eine Frage der Nahrungsproduktion ist, sondern auch eine Frage von Kriegen, von Wirtschafts- und Handelsbeschränkungen und agrarpolitischen Vorgaben, von Nahrungsmittelverschwendung, vom Lebensstil (einschließlich der Folgen aus Massentierhaltung) und anderem mehr, wurde in mehreren Beiträgen und Diskussionen betont.
Dargestellt wurde die Entwicklung von der klassischen Pflanzenzüchtung – aus der z.B. die Hochleistungssorten der „Grünen Revolution” hervorgingen, mit denen es in den 1970er Jahren in Indien gelang, der sich zunehmend öffnenden Schere zwischen steigender Bevölkerung und Weizenproduktion entgegenzutreten – bis zur künftigen genombasierten, markergestützten Selektion, die die moderne Pflanzenzüchtung grundlegend revolutionieren könnte. Bei der Grünen Gentechnik können schon jetzt durch gezielte Übertragung einzelner Gene neue Eigenschaften, die bisher in der Pflanze nicht vorhanden waren, eingebracht und dabei Artgrenzen überwunden werden. Die sog. Bt-Baumwolle bildet aufgrund eines Gens aus Bacillus thuringiensis ein natürliches Fungizid; durch die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln ergeben sich Vorteile für die Umwelt und die menschliche Gesundheit sowie ein, trotz hoher Saatgutkosten von Bt-Baumwolle, höheres Einkommen für die sie verwendenden (Klein)bauern. „Golden Rice” enthält – im Gegensatz zu allen herkömmlichen Reissorten – Provitamin A und soll damit den gravierenden Folgen von Vitamin-A-Mangel entgegenwirken, von denen besonders die armen Bevölkerungsschichten in Indien und Afrika leiden, die sich fast ausschließlich von Reis ernähren.
Heute bauen 15 Millionen Bauern in 29 Ländern und auf über 148 Millionen Hektar (davon fast die Hälfte in Entwicklungs- und Schwellenländern) gentechnisch veränderte Pflanzen an. Dieser Erfolgsgeschichte steht die mangelnde Akzeptanz der Grünen Gentechnik in Europa und speziell in Deutschland gegenüber, wie z.B. das Anbauverbot von Bt-Mais in Deutschland (trotz Zulassung in der EU) oder die Diskussionen um die Kartoffelsorte Amflora zeigen. Zum Thema „Ethische Aspekte und öffentliche Akzeptanz Grüner Gentechnik” fand ein eigener Vortrag statt, ein weiterer behandelte die Rechtsetzung und den Gesetzesvollzug in Deutschland und der EU. Fragen der Zulassung bzw. Regulierung und der Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen wurden in vielen der Beiträge angesprochen und kritisch diskutiert. Gerade die zeitlich und finanziell sehr aufwändigen Zulassungsverfahren können von kleineren Züchtern nicht getragen werden und bewirken so die Monopolstellung weniger großer kapitalkräftiger Firmen auf dem Markt.
Anhand erfolgreicher Projekte in Haiti, Indonesien und Ostafrika wurde gezeigt, wie durch ökologische Intensivierung, d.h. durch eine standortsangepasste, intensive und die natürlichen Regelungsmechanismen beachtende Landwirtschaft, auch ohne Gentechnik und Hochleistungssorten die Ernährungssicherung verbessert werden kann. Die Mehrheit der Vortragenden war jedoch der Meinung, dass Grüne Gentechnik allein zwar den Hunger nicht besiegen, aber zumindest einen wichtigen Beitrag zur Erreichung dieses Ziels leisten kann, und dass sich ökologischer Landbau und Gentechnik nicht ausschließen müssten. Grüne Gentechnik darf daher nicht „aus Prinzip” abgelehnt werden, sondern sollte im Bemühen um eine nachhaltige Ernährungssicherung ebenso ihren Platz haben wie andere Lösungsmöglichkeiten.
Die Veröffentlichung der überarbeiteten Vorträge und Diskussionen ist in Vorbereitung.
Kommissionssitzungen fanden am 6. Mai, 10. Juni und 21. Oktober 2011 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Leben unter extremen Bedingungen. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 39. Pfeil, München. 2011, 160 S.
Deigele, C.: Leben unter extremen Bedingungen. Akademie Aktuell 04/2011: 10-13.
Jahresbericht 2010
Aus der Kommission schieden 2010 die langjährigen Mitglieder Prof. Dr. Anton Böck (Fachgebiet Mikrobiologie) und Prof. Dr. Bert Hölldobler (Fachgebiet Zoologie) aus.
Die Kommission setzte am 19. Oktober ihre Reihe „Rundgespräche der Kommission für Ökologie” mit einem Symposium über „Leben unter extremen Bedingungen” fort.
Im Verlauf der Evolution konnten nahezu alle Habitate unseres Planeten dauerhaft besiedelt werden, selbst solche, die für uns Menschen lebensfeindlich erscheinen und deshalb oft als extrem bezeichnet werden. So leben Mikroorganismen in den Wänden von „Schwarzen Rauchern” im mittelozeanischen und ostpazifischen Rücken in mehr als 1000 Meter Wassertiefe. Sie bilden die Nahrungsgrundlage in der sonst nährstoffarmen Tiefsee, sodass dort auch reiches Höheres Leben stattfinden kann. Andere Mikroorganismen der Tiefsee leben von Erdöl und Erdgas, das aus natürlichen Quellen vom Meeresboden entweicht. Der Abbau von Erdöl und Erdgas in der kalten Tiefsee ist im Vergleich zum Abbau an der Meeres- bzw. Strandoberfläche jedoch sehr langsam. So könnte der Abbau der riesigen Ölmengen, die bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in die Tiefsee ausgetreten sind und dort Sedimentschlämme bilden, mangels Sauerstoffzutritt nur extrem langsam und anaerob erfolgen, was von der Natur alleine in überschaubarer Zeit kaum zu bewältigen sein dürfte. – Lebende Bakterienzellen wurden sogar noch tief in Meeressedimenten, wie vor Neufundland bis zu einer Sedimenttiefe von 1600 m und einer Temperatur von 60-100 °C, gefunden. Ihre durchschnittliche Verdopplungszeit liegt im Bereich von Hunderten bis Tausenden von Jahren. Als Substrate stehen zum Beispiel Sulfat und Methan zur Verfügung. Die bei der anaeroben Methanoxidation freiwerdende Energie reicht gerade noch zur Synthese von ATP aus, dem universellen Energieträger des Lebens. In weiteren Vorträgen wurden die anaerobe Oxidation von Ammonium zu Stickstoff (N2) – die für das Entweichen von bis zu 50 % des biologisch verfügbaren Stickstoffs aus dem Ozean verantwortlich ist, jedoch erst seit etwa 10 Jahren bekannt ist – durch so genannte Annamox-Bakterien vorgestellt sowie die speziellen Anpassungen, die es Grünen Schwefelbakterien im Schwarzen Meer in einer Wassertiefe von 100 Metern erlauben, selbst unter extrem geringem Lichteinfall noch Photosynthese zu betreiben.
Auch Höhere Pflanzen und Tiere dringen in zunächst lebensfeindlich erscheinende Gebiete vor. So genannte Wiederauferstehungspflanzen können vollständig austrocknen, in diesem Zustand eine Trockenperiode überdauern und sich bei einsetzenden Niederschlägen innerhalb von 24 Stunden wieder erholen. Molekulare und biochemische Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Trockentoleranz ein komplexes, viele Gene betreffendes Phänomen im Stoffwechsel ist. Weitere Anpassungen Höherer Pflanzen an extreme Lebensbereiche wurden anhand (tropischer) Hochgebirgspflanzen und salztoleranter Pflanzen (Halophyten) vorgestellt. Letzteren kommt eine große Bedeutung bei der Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Nutzflächen zu, die besonders in ariden Zonen durch Missmanagement bei der künstlichen Bewässerung entstanden sind. – Säugetiere können winterliche Kälteperioden im Winterschlaf überdauern oder, ohne Winterschlaf, durch verschiedenste Maßnahmen wie Wärmeisolierung des Nests oder Tagesschlaflethargie (Torpor) ihren Energieumsatz um bis zu 85 % reduzieren. Und nicht zuletzt hat der Mensch im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte gelernt, zunächst feindliche Umweltbedingungen dauerhaft zu meistern.
In dem Rundgespräch wurden exemplarisch unterschiedliche Lebensstrategien und spezielle Anpassungen des Stoffwechsels von Mikroorganismen, Höheren Pflanzen und Tieren vorgestellt, die eine erfolgreiche und dauerhafte Besiedelung dieser unwirtlichen Lebensräume ermöglichen. Diese außerordentlichen Fähigkeiten von Organismen sind für die Grundlagenwissenschaft von großem Interesse, da hierbei oft sogar die Grenzen der Anpassungsfähigkeit auf die Werkstoffeigenschaften der Bausteine des Lebens zurückgeführt werden können. Darüber hinaus ergeben sich neuartige technische Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise der Einsatz hitzestabiler Enzyme als hochspezifische und umweltfreundliche Katalysatoren.
Die Veröffentlichung der überarbeiteten Vorträge und Diskussionen ist in Vorbereitung.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Bioaerosole und ihre Bedeutung für die Gesundheit. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 38. Pfeil, München. 2010, 142 S.
Deigele, C.: Bioaerosole und ihre Bedeutung für die Gesundheit. Akademie Aktuell 04/2010: 24-25.
Jahresbericht 2009
Ende Januar 2009 legte der langjährige Vorsitzende Prof. Dr. Hubert Ziegler aus gesundheitlichen Gründen die Leitung der Kommission nieder; zu seinem Nachfolger wurde Prof. Dr. Karl Stetter gewählt. Herr Ziegler gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Kommission, seit 1987 leitete er sie in glänzender Weise und mit großem Sachverstand und Weitblick. Unter seinem Vorsitz fanden 39 Symposien statt, für deren Veröffentlichung er die Reihe „Rundgespräche der Kommission für Ökologie” begründet hatte. Herr Ziegler verstarb am 17. April 2009, kurz nachdem er noch aktiv an dem Rundgespräch über die ökologische Rolle von Pilzen teilgenommen hatte. Die Kommission ist ihm zu tiefem Dank verpflichtet.
Im Februar 2009 trat Prof. Dr. Otto L. Lange, ebenfalls Gründungsmitglied, aus gesundheitlichen Gründen aus der Kommission aus.
Das diesjährige Rundgespräch „Ökologische Rolle von Pilzen” fand am 23. März statt, organisiert von Prof. Dr. Andreas Bresinsky (Regensburg) und Prof. Dr. Hubert Ziegler (München). Pilze spielen in den unterschiedlichsten Ökosystemen eine tragende Rolle. Sie leben heterotroph und nutzen verschiedene Ernährungsstrategien. Als Mykorrhizapilze sind sie wichtige Lebenspartner unserer Waldbaumarten, aber auch der wichtigsten Kulturpflanzen. Allein für die Entwicklung nachhaltiger, wasser- und nährstoffeffizienter zukünftiger Agrarsysteme ist es daher zwingend nötig, die Mykorrhiza intensiv zu erforschen. Die Wurzelsymbiose trug in der Erdgeschichte wesentlich zu der umfassenden und erfolgreichen Landnahme durch Pflanzen bei. – Als Saprobionten zersetzen Pilze tote organische Materie wie Zellulose und Lignin. Ohne diese Abbauleistungen würde die Biosphäre am „Biomüll“ ersticken: Global werden jährlich 200 Mrd. Tonnen Lignozellulose gebildet, die nach dem Absterben der Pflanzen wieder abgebaut werden müssen. Mit ihrem Stoffwechsel sorgen Pilze aber nicht nur für den Abbau, sondern auch für die Synthese einer sehr großen Zahl verschiedenartigster Verbindungen, die ökologisch bedeutsam sind und vom Menschen in vielfältiger Weise genutzt werden können, z.B. als Antibiotika in der Medizin oder als Fungizide in der Landwirtschaft. Andererseits verursachen Pilze als Parasiten Schäden von erheblicher volkswirtschaftlicher Bedeutung, indem sie andere Lebewesen – Pflanzen, Tiere und den Menschen – befallen. Das Rundgespräch beschäftigte sich mit verschiedenen Aspekten dieser Zusammenhänge, außerdem mit der Evolution von Basidiomyceten und den Aufgaben wissenschaftlicher Sammlungen in der heutigen Zeit. In der Schlussdiskussion wurde die unbefriedigende Lage und die Zukunft der Mykologie in Deutschland thematisiert. Die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen, ergänzt mit einem taxonomischen und einem Schlagwortverzeichnis sowie einem Nachruf auf den langjährigen Kommissionsvorsitzenden und Mitorganisator des Rundgesprächs, Prof. Dr. Hubert Ziegler, wurden im Dezember publiziert.
Am 27. Oktober folgte das Rundgespräch „Bioaerosole und ihre Bedeutung für die Gesundheit”, organisiert von Prof. Dr. med. Erika von Mutius und Prof. Dr. med. Dennis Nowak (München). Den Hauptanteil des Aerosols, d.h. der Mischung fester und flüssiger Partikel in einem Gas, bilden nicht die anthropogen erzeugten Teilchen, sondern solche natürlichen Ursprungs, allen voran Meersalz, Bodenstaub und biologische Partikel. Letztere umfassen unterschiedlichste Teilchen, von Pollenkörnern mit 100 µm Größe (1 mm entspricht 1000 µm) über Sporen mit 10 µm, Bakterien mit 1 µm bis zu Viren mit 0,01 µm und fein zerriebenem Material von noch geringerer Größe. Unter Nanopartikeln verstehen wir dabei Teilchen mit einer Größenordnung von 1–100 nm (0,001–0,1 µm). Der erste Teil des Rundgesprächs befasste sich mit der Exposition. Dabei wurden Klimawandel und Luftqualität, die Bedeutung der Bioaerosole in der Atmosphäre und Änderungen im jährlichen Pollenflugmuster vorgestellt. Obwohl Bioaerosole bis zu einem Drittel des Gesamtaerosols ausmachen können, ist ihre Rolle in Bezug auf die derzeitigen Klimaveränderungen nur unzureichend untersucht. Dazu kommen (noch) fehlende Standards für Messungen und Unsicherheiten bei ihrer (gesundheitlichen) Bewertung. Im zweiten Teil standen Effekte auf die Atemwege im Vordergrund. Je nach ihrer Größe können (Bio-)Aerosole unterschiedlich tief in die Atemwege eindringen. Von den oberen Atemwegen können sie über verschiedene Mechanismen wieder ausgeschieden werden. Von den Alveolen (Lungenbläschen) aus können sie in andere Organe transportiert werden, wobei die Translokation und Akkumulation von Nanopartikel-Aerosolen von deren Größe, Material- und Oberflächeneigenschaften abhängt. Wie aus großen europäischen Studien hervorgeht, führen Bioaerosole aus landwirtschaftlichen Betrieben bei den direkt Betroffenen vor allem zu Kurzatmigkeit, Husten mit Auswurf und pfeifenden Atemgeräuschen. Noch im Umkreis von 500 m Entfernung zu landwirtschaftlichen Betrieben wurden bei den Anwohnern eine eingeschränkte Lungenfunktion sowie (nicht erkältungsbedingte) giemende Atemgeräusche nachgewiesen. Der dritte Teil des Rundgesprächs behandelte Effekte von Bioaerosolen auf die Entstehung und Entwicklung von Allergien. Einerseits können z.B. Dieselrußpartikel in Kombination mit Pollen die Allergieentstehung fördern, andererseits kann eine frühkindliche Exposition einen Schutzfaktor für Allergien, Asthma und entzündliche Darmerkrankungen darstellen, wie bei Kindern, die auf dem Bauernhof aufwuchsen, gezeigt wurde. Dabei scheinen Mikroben, die in einem bestimmten Zeitfenster (“window of opportunity”) auf das Immunsystem einwirken, eine bedeutende Rolle zu spielen. Die Veröffentlichung der überarbeiteten Vorträge und Diskussionen ist in Vorbereitung.
Kommissionssitzungen fanden am 9. Januar, 13. Februar, 3. Juli und 23. Oktober 2009 statt.
Veröffentlichungen:
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Humus in Böden: Garant der Fruchtbarkeit, Substrat für Mikroorganismen, Speicher von Kohlenstoff. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 35. Pfeil, München. 2009, 144 S.
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Ökologische Rolle der Flechten. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 36. Pfeil, München. 2009, 190 S.
Bayer. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Ökologische Rolle von Pilzen. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 37. Pfeil, München. 2009, 158 S.
Braun L., Hagedorn H., Samuel-Eckerle E., Deigele C.: Unsere Umwelt im Blick. Akademie Aktuell 02/2009: 14-16.
Deigele, C.: Flechten: Überlebenskünstler und Umweltzeiger. Akademie Aktuell 01/2009: 46-49.
Deigele, C.: Pilze und ihre Bedeutung für das Ökosystem. Akademie Aktuell 04/2009: 14-16.